Der so Besungene bedankte sich gut gelaunt und durfte das dann gleich noch einmal tun. Als zum Winteralbum passend vorweihnachtliches Fanclub-Geschenk bekam Nichtraucher MASCHINE
einen original erzgebirgischen Räucher-Rocker überreicht, der künftig für ihn qualmen darf.
"Manager-Legende" Rolf Henning, der nach dem Ende der PUHDYS nun MASCHINEs Geschicke organisatorisch lenkt, war es danach vorbehalten, zum sehnsüchtig erwarteten Top-Ereignis des Abends
überzuleiten. Der sonst nicht zu überschwänglicher Lobhudelei neigende Berufs-Pragmatiker konnte und wollte in diesem Fall aus seiner persönlichen Begeisterung über das Album keinen Hehl machen,
klang trotzdem leicht gestresst bei Erwähnung der Tatsache, dass sein Star-Schützling ja noch mindestens zehn Jahre weitermachen wolle und umriss kurz, was man mit dem Format Winter-Tour künftig
noch so vorhabe. Den mehrfach verschobenen VÖ-Termin begründete er unter Hinweis auf die diversen Abteilungen und Gewerke, die in einer großen Plattenfirma bei sowas mitzureden haben, frei ins
Bahndeutsch übersetzt mit "Verzögerungen im Betriebsablauf". Eine besonderes Anliegen war ihm, auf den neben Kerstin Ott und Tobias Künzel dritten Gast bei Album und Tour hinzuweisen: Die kleine
Schwester der aus "Es war schön"-PUHDYS-Zeiten bekannten jungen Geigerin Chiara-Marie. Beide hatten ja schon zur "Heilige Nächte"-Tour gemeinsam musiziert. Nun darf die inzwischen 10-jährige und
als Jungstudentin an der Musikhochschule Weimar ihr enormes Talent entwickelnde Schwester Gina sogar ein Duett mit MASCHINE singen.
Auf weitere PUHDYS-Traditionslinien wies dann MASCHINE selber hin, als er über die erneute Zusammenarbeit mit dem Produzenten André Kuntze sprach, der u.a. den Sound des sehr erfolgreichen ersten
Weihnachts- bzw. Winteralbums "Dezembertage" entscheidend mitgeprägt hatte. Dort wollte man musikalisch anknüpfen. Aber natürlich waren auch die engen Wegbegleiter des Solo-Neubeginns Marcus
Gorstein und SILLYs Uwe Hassbecker wieder wichtiger Teil des Kreativ-Teams, und so wurde für ALLE WINTER WIEDER quasi "das Beste aus beiden Welten" zusammengeführt.
Die Frage, ob und wie das funktionieren kann, sollte nun also endlich beantwortet werden. Nach dem obligatorischen Lautstärketest ging es zu dezent gedimmtem Licht und an die Wand projizierten
visuellen Studio-Impressionen ans Eingemachte.
Und schon zu den ersten Takten stellte sie sich ein, die kollektive Gänsehaut, und sollte mehrfach noch heftiger wiederkehren im Verlauf der folgenden knappen Stunde, in der die zwölf Titel des
Albums am Stück präsentiert wurden, unterbrochen nur vom aufbrandenden Zwischenapplaus der zunehmend gebannten Erst-Hörer.
Am Ende stand (zu stehenden Ovationen) ein großes, sprachloses "WOW!" in die Gesichter geschrieben. Er hatte es mal wieder geschafft.
Wobei "mal wieder" nur bedingt zutrifft, denn dass dieses Album ein wirklich sehr besonderes ist, darüber war man sich hinterher schnell einig, als die Worte langsam zurückkehrten und an den
Resten des Büffets die Eindrücke ausgetauscht wurden.
Ohne jetzt auf einzelne Stücke im Detail eingehen zu wollen - da soll sich Jede und Jeder ab dem 16.11. sein bzw. ihr eigenes Bild machen - kann man ohne Übertreibung sagen, dass MASCHINE für
dieses Album nicht weniger als sein ganzes Leben in die Waagschale geworfen hat, sowohl musikalisch als vor allem auch inhaltlich. Es ist sein wohl mit Abstand persönlichstes geworden. Und ein
ungewöhnlich "dichtes", das einen keinen Moment los lässt, keine Durchhänger hat, keine bloßen "Füller", keinen Takt und keinen Ton zu viel, eine opulent instrumentierte Achterbahnfahrt der
Gefühle.
Defintiv keine festliche Hintergrundberieselung zum gemütlichen Nebenherlaufenlassen an der nachmittäglichen Kaffeetafel. Diese Songs wollen die ganze Aufmerksamkeit und haben sie auch verdient.
Musikalisch bietet sich ein breites Spektrum von der fröhlichen Aufzählreim-Nummer mit Rammstein-Gitarre und "Hipp, hipp, hurra!"-Anklängen (das Duett mit Künzel) bis hin zum episch düster
auftrumpfenden Winterpanorama, in dem "Der alte Wolf" rastlos seine Spuren zieht - eine kongeniale Zusammenarbeit mit Lakomy-Witwe Monika Ehrhardt.
Trotzdem wirkt das alles weitgehend bruchlos wie aus einem Guss und wird zusammengehalten von den bewährten Zutaten, die landläufig als "MASCHINE-typisch" gelten.
Was lange währt, wird um so besser, könnte man resümieren.
Die Mischung aus Bewährtem und Überraschendem stimmt, darüber gab es in der Runde keine zwei Meinungen, und nun kann man dem Werk nur wünschen, dass es in der (von Rolf Henning argwöhnisch
beobachteten) heißen Phase des boomenden Vorweihnachtsgeschäfts die gebührende Aufmerksamkeit findet und der Tour regen Zulauf beschert. Entsprechende Marketingmaßnahmen werden die
Veröffentlichung begleiten, Näheres dazu wird man zeitnah erfahren.
Bleibt hier zunächst nur noch einmal ein herzlicher Dank an MASCHINE, seine Sylvia sowie das Management um Rolf Henning für die Einladung, die Organisation und das ehrliche Interesse am Feedback
der Fans, sowie dem Team der ARCHE Neuenhagen, die wirklich exzellente Gastgeber waren.
Die schlechte Nachricht: Die Wochen bis zum 16.11. werden sich nun unweigerlich noch länger anfühlen als ohnehin schon...
Text: Uwe S., Video: A. Hillebrand)