"ALLE WINTER WIEDER" - Vorabpräsentation des neuen MASCHINE-Albums für Mitglieder seines Fanclubs in der Arche Neuenhagen am 19.10.2018
Einen positiven Aspekt hatte die abermalige Verschiebung des Erscheinungstermins der CD zumindest für die glückliche Fanclub-Abordnung, die sich trotz teils weiter Anreise aus allen Landesteilen überpünktlich in Neuenhagen bei Berlin eingefunden hatte, um das neueste Werk ihres "Helden der Musik" vom Meister persönlich vorgestellt zu bekommen: Sie kamen nun immerhin schon vier Wochen vor Veröffentlichung in den exklusiven Genuss eines ersten Eindrucks von dem, was uns da erwartet.
Auch der Künstler selbst, der seit seinem Solo-"Comeback" 2014 diese besondere Form der Fan-Betreuung pflegt, sah dem Treffen im vertrauten Rahmen wieder mit einiger Spannung entgegen. Denn einerseits ist die treueste Anhängerschaft zwar nicht unbedingt das unvoreingenommenste Test-Publikum, andererseits aber um so mehr eines mit sehr klaren Vorstellungen, Wünschen und Erwartungen und insofern schon ein nicht ganz unerheblicher Indikator, ob das Ergebnis monatelangen Feilens und Ringens nun auch den Nerv der Zuhörerschaft trifft. Deshalb hatte er sich nicht lumpen lassen, mit dem schon vom letztjährigen "Heimspiel"-Konzert bekannten lauschigen Veranstaltungsort ARCHE einen gastfreundlichen Partner gefunden, exquisite Technik für ein optimales Hörerlebnis aufbauen lassen und nicht zuletzt für ein reichhaltiges Büffet und üppigen Getränkevorrat gesorgt.

 

Unterhopfung war also kein Thema, ÜBERhopfung glücklicherweise auch nicht, und als nach ausgiebiger Aufwärmphase endlich in den Raum mit der Tonanlage gebeten wurde, stand einer hochkonzentrierten Vertiefung in die brandneuen Songs nichts mehr im Wege.
Außer natürlich der Tagesordnung.
Die sah zunächst eine musikalische Einstimmung durch den von der norddeutschen Regionalpresse schon selbst zur "Rocklegende" beförderten Hamburger Lokalradiomatadoren Peter Maiwald vor, der in seiner Funktion als Ein-Mann-Puhdys-Cover-Band den Eisbären-Song auf MASCHINE umgetextet hatte und den Anwesenden offensichtlich aus dem Herzen sprach mit der schönen Zeile "Denn unser Leben wär so leer ohne BIRR...".
Der so Besungene bedankte sich gut gelaunt und durfte das dann gleich noch einmal tun. Als zum Winteralbum passend vorweihnachtliches Fanclub-Geschenk bekam Nichtraucher MASCHINE einen original erzgebirgischen Räucher-Rocker überreicht, der künftig für ihn qualmen darf.
"Manager-Legende" Rolf Henning, der nach dem Ende der PUHDYS nun MASCHINEs Geschicke organisatorisch lenkt, war es danach vorbehalten, zum sehnsüchtig erwarteten Top-Ereignis des Abends überzuleiten. Der sonst nicht zu überschwänglicher Lobhudelei neigende Berufs-Pragmatiker konnte und wollte in diesem Fall aus seiner persönlichen Begeisterung über das Album keinen Hehl machen, klang trotzdem leicht gestresst bei Erwähnung der Tatsache, dass sein Star-Schützling ja noch mindestens zehn Jahre weitermachen wolle und umriss kurz, was man mit dem Format Winter-Tour künftig noch so vorhabe. Den mehrfach verschobenen VÖ-Termin begründete er unter Hinweis auf die diversen Abteilungen und Gewerke, die in einer großen Plattenfirma bei sowas mitzureden haben, frei ins Bahndeutsch übersetzt mit "Verzögerungen im Betriebsablauf". Eine besonderes Anliegen war ihm, auf den neben Kerstin Ott und Tobias Künzel dritten Gast bei Album und Tour hinzuweisen: Die kleine Schwester der aus "Es war schön"-PUHDYS-Zeiten bekannten jungen Geigerin Chiara-Marie. Beide hatten ja schon zur "Heilige Nächte"-Tour gemeinsam musiziert. Nun darf die inzwischen 10-jährige und als Jungstudentin an der Musikhochschule Weimar ihr enormes Talent entwickelnde Schwester Gina sogar ein Duett mit MASCHINE singen.
Auf weitere PUHDYS-Traditionslinien wies dann MASCHINE selber hin, als er über die erneute Zusammenarbeit mit dem Produzenten André Kuntze sprach, der u.a. den Sound des sehr erfolgreichen ersten Weihnachts- bzw. Winteralbums "Dezembertage" entscheidend mitgeprägt hatte. Dort wollte man musikalisch anknüpfen. Aber natürlich waren auch die engen Wegbegleiter des Solo-Neubeginns Marcus Gorstein und SILLYs Uwe Hassbecker wieder wichtiger Teil des Kreativ-Teams, und so wurde für ALLE WINTER WIEDER quasi "das Beste aus beiden Welten" zusammengeführt.
Die Frage, ob und wie das funktionieren kann, sollte nun also endlich beantwortet werden. Nach dem obligatorischen Lautstärketest ging es zu dezent gedimmtem Licht und an die Wand projizierten visuellen Studio-Impressionen ans Eingemachte.
Und schon zu den ersten Takten stellte sie sich ein, die kollektive Gänsehaut, und sollte mehrfach noch heftiger wiederkehren im Verlauf der folgenden knappen Stunde, in der die zwölf Titel des Albums am Stück präsentiert wurden, unterbrochen nur vom aufbrandenden Zwischenapplaus der zunehmend gebannten Erst-Hörer.
Am Ende stand (zu stehenden Ovationen) ein großes, sprachloses "WOW!" in die Gesichter geschrieben. Er hatte es mal wieder geschafft.
Wobei "mal wieder" nur bedingt zutrifft, denn dass dieses Album ein wirklich sehr besonderes ist, darüber war man sich hinterher schnell einig, als die Worte langsam zurückkehrten und an den Resten des Büffets die Eindrücke ausgetauscht wurden.
Ohne jetzt auf einzelne Stücke im Detail eingehen zu wollen - da soll sich Jede und Jeder ab dem 16.11. sein bzw. ihr eigenes Bild machen - kann man ohne Übertreibung sagen, dass MASCHINE für dieses Album nicht weniger als sein ganzes Leben in die Waagschale geworfen hat, sowohl musikalisch als vor allem auch inhaltlich. Es ist sein wohl mit Abstand persönlichstes geworden. Und ein ungewöhnlich "dichtes", das einen keinen Moment los lässt, keine Durchhänger hat, keine bloßen "Füller", keinen Takt und keinen Ton zu viel, eine opulent instrumentierte Achterbahnfahrt der Gefühle.
Defintiv keine festliche Hintergrundberieselung zum gemütlichen Nebenherlaufenlassen an der nachmittäglichen Kaffeetafel. Diese Songs wollen die ganze Aufmerksamkeit und haben sie auch verdient.
Musikalisch bietet sich ein breites Spektrum von der fröhlichen Aufzählreim-Nummer mit Rammstein-Gitarre und "Hipp, hipp, hurra!"-Anklängen (das Duett mit Künzel) bis hin zum episch düster auftrumpfenden Winterpanorama, in dem "Der alte Wolf" rastlos seine Spuren zieht - eine kongeniale Zusammenarbeit mit Lakomy-Witwe Monika Ehrhardt.
Trotzdem wirkt das alles weitgehend bruchlos wie aus einem Guss und wird zusammengehalten von den bewährten Zutaten, die landläufig als "MASCHINE-typisch" gelten.
Was lange währt, wird um so besser, könnte man resümieren.
Die Mischung aus Bewährtem und Überraschendem stimmt, darüber gab es in der Runde keine zwei Meinungen, und nun kann man dem Werk nur wünschen, dass es in der (von Rolf Henning argwöhnisch beobachteten) heißen Phase des boomenden Vorweihnachtsgeschäfts die gebührende Aufmerksamkeit findet und der Tour regen Zulauf beschert. Entsprechende Marketingmaßnahmen werden die Veröffentlichung begleiten, Näheres dazu wird man zeitnah erfahren. 
Bleibt hier zunächst nur noch einmal ein herzlicher Dank an MASCHINE, seine Sylvia sowie das Management um Rolf Henning für die Einladung, die Organisation und das ehrliche Interesse am Feedback der Fans, sowie dem Team der ARCHE Neuenhagen, die wirklich exzellente Gastgeber waren.

Die schlechte Nachricht: Die Wochen bis zum 16.11. werden sich nun unweigerlich noch länger anfühlen als ohnehin schon...

 

Text: Uwe S., Video: A. Hillebrand)